Um 1760 wurde von dem französischen Ebenisten Jean-Francois Oeben erstmals ein Schreibmöbel mit einer flachen Front und einer senkrechten Klappe produziert: “Viele dieser, im Französischen secretaire à abattant genannten Möbel waren hochrechteckig und schmal. Ihre eckige Kontur kam dem klassizistischen Stil entgegen, wodurch den frühen Exemplaren möbelhistorisch große Bedeutung zukommt…… Der Typus… verbreitete sich schnell in ganz Europa in landestypischen Varianten” ( Judith Miller, Die große Enzyklopädie, S.176) . Dieser Schreibschrank orientiert sich stilistisch am reduzierten Louis seize Stil. Schlichtes schönes querfurniertes Kirschbaumfurnier wird mit geometrischen Einlegearbeiten aus Ahorn und Pflaume auf Schüben und Schreibklappe gestaltet und von aufwendigen hell/dunkel Marketerien ( Ahorn Pflaume Wurzelfurnier) auf Traversen, schrägen seitlichen Lisenen gerahmt. Mäander Marketerie der Sockelleiste und eine Art Zinnenfries (Pflaume/Kirsche) der überstehenden Platte prägen den klassizistischen Gesamteindruck. Durch die abgeschrägten Lisenen,die konisch zulaufenden Füße und das antikisierende Dekor erhält dieser Sekretär bei all seiner kubischen Geschlossenheit eine schöne, attraktive Leichtigkeit. Im Gegensatz zu vielen anderen Louis XVI Sekretären, deren Inneneinrichtungen meist recht spartanisch und schlicht gearbeitet wurden, hat dieser um 1790 im Rheinland ( vgl. Eller, Schreibmöbel, S.414) erbaute Schreibschrank eine fein und aufwändig gestaltete Inneneinrichtung( mit Geheimfach) . Museales sammelwürdiges Exemplar mit originalen Schlössern, Schlüssseln und Beschlägen ( diese sind m.E. importiert aus Frankreich)